Beispiel Hans Peter Unger und Carola Kleinschmidt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. März 2011, 12:49 Uhr

Beispiel Hans Peter Unger und Carola Kleinschmidt

Sie schreiben n ihrem Buch "Bevor der Job mich krank macht. Wie die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibet und was man dagegen tun kann" auf Seite 22:

" Der Hauptstressor ist in diesem Zusammenhang der geringe Handlungs- und Entscheidungsspielraum und nicht in erster Linie die Arbeitsmenge an sich."

Das ist ihre Referenz an die traditionelle Burnout-Forschung. Doch wenige Seiten später finden sich Stellen, die die entgegengesetzte betriebliche Wirklichkeit ansprechen. So zum Beispiel Seite 29, wo es heißt:

"Der schwedische Autokonzern Volvo hat erkannt, dass die Abläufe in einem modernen Unternehmen die Beschäftigten anders belastet als vor 30 oder 50 Jahren. Viel Eigenverantwortung, großes Arbeitspensum, harte Qualitätskontrollen, knappe Zeitlimits und schnelle Umstellungsfähigkeit - das ist der Druck, der heute fast jeden Beschäftigten im Unternehmen belastet."

Und noch deutlicher werden sie auf Seite 34:

"Kreative Berufe waren (vor 40 Jahren, Stephan Siemens) ebenso rar wie Arbeit ohne körperliche Anstrengung. Ein großes Maß an Selbständigkeit oder Entscheidungsfreiheit im Arbeitsleben hatten letztlich nur wenige Führungskräfte und Unternehmer. Selbstverwirklichung im Job war für die meisten ein Fremdwort.

Heute gehört für viele Kreativität und persönliche Entwicklung ganz selbstverständlich zum Job dazu. Es ist normal, dass wir unsere Tätigkeit selbstverantwortlich und selbstständig organisieren, Entscheidungen treffen und eigene Ideen einbringen."

So widerstreiten sich die Theorie der Burnout-Forscher und die betriebliche Wirklichkeit, wie sie auch von Autoren beschrieben wird, die sich der Burnout-Forschung verpflichtet fühlen. Eine solche Darstellung von offensichtlichen Widersprüchen bleibt nicht ohne Folgen für die Konsequenzen, die wie in der offiziellen Burnout-Forschung zumeist - erzkonservativ sind. So auch bei Unger und Kleinschmidt. Sie schreiben auf Seite 34 (kurz nach der eben zitierten Stelle):

"Könnte es sein, dass gerade unser Wunsch nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung und unsere Suche nach einem Job mit möglichst viel Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung uns anfällig machen für seelische Erschöpfung."

So wird der Auseinandersetzung mit Burnout eine konservative Wendung gegen die Selbstverwirklichungsansprüche der Menschen gegeben. Das ist in der Burnout-Forschung sehr häufig der Fall. Schuld sind die Menschen, die nach Selbstverwirklichung streben. Zumeist wird das mit der sogenannten "68-er Bewegung" in Verbindung gebracht. Solches Streben nach Selbstverwirklichung sollten wir uns aus dem Kopf schlagen, dann haben wir auch kein Burnout.

Aber was Menschen, die einer solchen Überlegung folgen, vergessen, ist dass gerade diese Wünsche mit der Form der Produktivität, die wir heute erreicht haben, notwendig verbunden ist. Man kann sich eben nicht aussuchen, was man sich gern wünschen würde. Dass ergibt sich aus der Art zu arbeiten und zu leben.