Welche Art "Autonomie" fördert Burnout?: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | "Autonomie" ist also nicht gleich "Autonomie". Es gibt gewaltige Unterschiede, was man darunter versteht. Für die hier entscheidende Frage der Unternehmerfunktionen in der Arbeit ist "die unternehmerische Autonomie in der Arbeit" ausschlaggebend. Diese Form der Autonomie ist eine sogenannte "Vorausgesetzte Autonomie", die man zunächst hat oder bekommt nicht aufgrund persönlicher Entwicklungen oder Fähigkeiten, sondern aufgrund von Dingen, die mit der eigenen Individualität nicht unbedingt etwas zu tun haben. Deswegen kann man diese Art von Autonomie jederzeit verlieren, zum Beispiel durch Bankrott oder andere Ereignisse, die ebenfalls nicht unbedingt mit der eigenen Entwicklung zu tun haben müssen. Die "unternehmerische Autonomie" ist immer gefährdet. ´Durch die Übertragung der Unternehmerfunktion in die Arbeit von "abhängig Beschäftigte" wird diese Form der "Autonomie" in Arbeitsverhältnisse eingeführt, die bisher als "abhängige Beschäftigungsverhältnisse" galten. Die Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter müssen gewissermaßen ihrem "Arbeitgeber" nachweisen, dass sich mit ihnen Gewinne erwirtschaften lassen. Gelingt das nicht, dann ist das etwas, was einem Bankrott gleichkommt. Dann droht nicht nur Verlust der "Autonomie", sondern auch Arbeitslosigkeit. Daher verbreitet sich mit dieser Art der Autonomie ein enormer Druck, möglichst profitabel zu arbeiten. Da aber der Profit keine Grenze kennt, ist es nicht klar, wo diese Form der Autonomie gefährdet ist. Man kann profitabel sein. Das nutzt unter Umständen nichts, wenn andere noch profitabler sind. |
− | Die "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" führt also zu einem enormen Druck auf Beschäftigte, ihre Produktivität und Profitabilität so schnell und so effektiv wie möglich zu erhöhen. Aber dieser Druck wird nicht nur auf Individuen ausgeübt. Er bezieht |
+ | Die "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" führt also zu einem enormen Druck auf Beschäftigte, ihre Produktivität und Profitabilität so schnell und so effektiv wie möglich zu erhöhen. Aber dieser Druck wird nicht nur auf Individuen ausgeübt. Er bezieht |
sich in erster Linie auf Teams, Profitcenter, Teilautonome Unternehmenseinheiten etc. Mit anderen Worten: Er bezieht sich in erster Linie auf zusammenarbeitende Gesamtheiten von Beschäftigten. Die Beschäftigten sind daher von der Produktivität und Profitabilität dieser Gesamtheiten in ihrer Perspektive abhängig. Sie sind deswegen - ganz von selbst - geneigt, Druck in erheblichem Maße aufeinander auszuüben, damit sie die erforderlichen "Ziele", die erforderliche Profitabilität erreichen. Der Druck bezieht sich also nicht nur unmittelbar auf die einzelnen Beschäftigten, sondern auch mittelbar auf ihre Beziehungen zueinander. Diese Beziehungen werden von den "Arbeitgebern" - mit Erfolg - gewaltig unter Druck gesetzt: Was 15 Beschäftigte können, können das nicht auch 10, wenn sie sich nur ordentlich unterstützen? fragt sich der "Arbeitgeber. Dieser Druck ist aber nun nicht nur ein durchsichtiger - eine massive Drohung - wie der unmittelbare, sondern er ist ein solcher, der sich durch die Solidarität der Beschäftigten untereinander geltend macht, der die persönlichen Beziehungen der Beschäftigten als Rückgrat der Arbeitsorganisation nutzt. Diese persönlichen Beziehungen werden mit dem unternehmerischen Zweck belastet. Damit kommen die Beschäftigten - vor allem, wenn sie diese Vorgänge nicht durchschauen, schnell in eine Situation, die als eine ausweglose "Zwickmühle" erscheint. |
sich in erster Linie auf Teams, Profitcenter, Teilautonome Unternehmenseinheiten etc. Mit anderen Worten: Er bezieht sich in erster Linie auf zusammenarbeitende Gesamtheiten von Beschäftigten. Die Beschäftigten sind daher von der Produktivität und Profitabilität dieser Gesamtheiten in ihrer Perspektive abhängig. Sie sind deswegen - ganz von selbst - geneigt, Druck in erheblichem Maße aufeinander auszuüben, damit sie die erforderlichen "Ziele", die erforderliche Profitabilität erreichen. Der Druck bezieht sich also nicht nur unmittelbar auf die einzelnen Beschäftigten, sondern auch mittelbar auf ihre Beziehungen zueinander. Diese Beziehungen werden von den "Arbeitgebern" - mit Erfolg - gewaltig unter Druck gesetzt: Was 15 Beschäftigte können, können das nicht auch 10, wenn sie sich nur ordentlich unterstützen? fragt sich der "Arbeitgeber. Dieser Druck ist aber nun nicht nur ein durchsichtiger - eine massive Drohung - wie der unmittelbare, sondern er ist ein solcher, der sich durch die Solidarität der Beschäftigten untereinander geltend macht, der die persönlichen Beziehungen der Beschäftigten als Rückgrat der Arbeitsorganisation nutzt. Diese persönlichen Beziehungen werden mit dem unternehmerischen Zweck belastet. Damit kommen die Beschäftigten - vor allem, wenn sie diese Vorgänge nicht durchschauen, schnell in eine Situation, die als eine ausweglose "Zwickmühle" erscheint. |
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Aktuelle Version vom 2. Dezember 2011, 12:22 Uhr
Welche Art "Autonomie" fördert Burnout?
"Autonomie" ist also nicht gleich "Autonomie". Es gibt gewaltige Unterschiede, was man darunter versteht. Für die hier entscheidende Frage der Unternehmerfunktionen in der Arbeit ist "die unternehmerische Autonomie in der Arbeit" ausschlaggebend. Diese Form der Autonomie ist eine sogenannte "Vorausgesetzte Autonomie", die man zunächst hat oder bekommt nicht aufgrund persönlicher Entwicklungen oder Fähigkeiten, sondern aufgrund von Dingen, die mit der eigenen Individualität nicht unbedingt etwas zu tun haben. Deswegen kann man diese Art von Autonomie jederzeit verlieren, zum Beispiel durch Bankrott oder andere Ereignisse, die ebenfalls nicht unbedingt mit der eigenen Entwicklung zu tun haben müssen. Die "unternehmerische Autonomie" ist immer gefährdet. ´Durch die Übertragung der Unternehmerfunktion in die Arbeit von "abhängig Beschäftigte" wird diese Form der "Autonomie" in Arbeitsverhältnisse eingeführt, die bisher als "abhängige Beschäftigungsverhältnisse" galten. Die Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter müssen gewissermaßen ihrem "Arbeitgeber" nachweisen, dass sich mit ihnen Gewinne erwirtschaften lassen. Gelingt das nicht, dann ist das etwas, was einem Bankrott gleichkommt. Dann droht nicht nur Verlust der "Autonomie", sondern auch Arbeitslosigkeit. Daher verbreitet sich mit dieser Art der Autonomie ein enormer Druck, möglichst profitabel zu arbeiten. Da aber der Profit keine Grenze kennt, ist es nicht klar, wo diese Form der Autonomie gefährdet ist. Man kann profitabel sein. Das nutzt unter Umständen nichts, wenn andere noch profitabler sind.
Die "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" führt also zu einem enormen Druck auf Beschäftigte, ihre Produktivität und Profitabilität so schnell und so effektiv wie möglich zu erhöhen. Aber dieser Druck wird nicht nur auf Individuen ausgeübt. Er bezieht sich in erster Linie auf Teams, Profitcenter, Teilautonome Unternehmenseinheiten etc. Mit anderen Worten: Er bezieht sich in erster Linie auf zusammenarbeitende Gesamtheiten von Beschäftigten. Die Beschäftigten sind daher von der Produktivität und Profitabilität dieser Gesamtheiten in ihrer Perspektive abhängig. Sie sind deswegen - ganz von selbst - geneigt, Druck in erheblichem Maße aufeinander auszuüben, damit sie die erforderlichen "Ziele", die erforderliche Profitabilität erreichen. Der Druck bezieht sich also nicht nur unmittelbar auf die einzelnen Beschäftigten, sondern auch mittelbar auf ihre Beziehungen zueinander. Diese Beziehungen werden von den "Arbeitgebern" - mit Erfolg - gewaltig unter Druck gesetzt: Was 15 Beschäftigte können, können das nicht auch 10, wenn sie sich nur ordentlich unterstützen? fragt sich der "Arbeitgeber. Dieser Druck ist aber nun nicht nur ein durchsichtiger - eine massive Drohung - wie der unmittelbare, sondern er ist ein solcher, der sich durch die Solidarität der Beschäftigten untereinander geltend macht, der die persönlichen Beziehungen der Beschäftigten als Rückgrat der Arbeitsorganisation nutzt. Diese persönlichen Beziehungen werden mit dem unternehmerischen Zweck belastet. Damit kommen die Beschäftigten - vor allem, wenn sie diese Vorgänge nicht durchschauen, schnell in eine Situation, die als eine ausweglose "Zwickmühle" erscheint.
Diese Form, Druck auf die Profitabilität und Produktivität auszuüben ist vermittelt durch die persönlichen Beziehungen der Beschäftigten in der Arbeit. Diese persönlichen Beziehungen spiegeln sich im Bewusstsein der Beschäftigten ab als Emotionen. Daher kommt es unter diesen Bedingungen notwendig zu emotionaler Belastung, die der Kern des Burnout-"Syndroms" darstellt."Unternehmerische Autonomie in der Arbeit" führt daher nicht dazu, dass die Gefahr von Burnout abnimmt, sondern im Gegenteil dazu, dass sie zunimmt. Das entspricht auch der historischen Erfahrung. Burnout verbreitet sich als gesellschaftliche Erscheinung seit den 70er Jahren, also genau seit der Zeit, in der die Veränderungen eingetreten sind und sich durchzusetzen begannen, die jetzt als neue Form der Organisation der Arbeit erscheint. Bunrout ist selbst ein Ausdruck dieser Veränderungen, eine neue gesundheitliche Gefahr, die mit genau dieser Veränderung verbunden ist.
Wenn also unter "Autonomie" so etwas wie "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" verstanden wird - und das ist in der Burnout-Forschung in der Regel der Fall -, dann führt dieses "Autonomie" zu Burnout. Sie ist keineswegs eine Form, Burnout einzuschränken zu behindern oder zu vermeiden.
Welche Art von "Autonomie" hilft, Burnout zu vermeiden?
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