Die mechanistische Betrachtungsweise des Unternehmens: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird eine Fabrik mit einer Maschine verglichen und oft auch so organisiert. Oft bilden eine oder viele Maschinen das Rückgrat der Kooperation der in der Fabrik zusammenwirkenden Menschen. Entsprechend werden auch die Arbeiten, die in der Fabrik verrichtet werden, betrachtet wie ein Teil einer maschinellen Tätigkeit. Charly Chaplin hat mit dem Film "Moderne Zeiten" diese Sichtweise und Organisationsform von Arbeit auf den Punkt gebracht: Die Menschen werden zu Anhängseln der Maschinen. Durch die Maschinen wird den Menschen vorgegeben, was sie zu tun haben, und wie sie es zu tun haben. Durch die Maschinen ist auch die Form der Kooperation der an der Maschine arbeitenden Menschen vorgegeben. Diese Vorgaben werden ergänzt durch ein System von Vorgesetzten, die Anweisungen formulieren, um den Zweck des Unternehmens bei den einzelnen unmittelbar tätigen Menschen durchzusetzen. Die Ausführung der Anweisungen wird kontrolliert. Das muss sein, denn diese Form der Arbeitsorganisation beruht auf Zwang. Auch das bringt der Film "Moderen Zeiten" sehr schön zum Ausdruck. |
− | Wer in die Fabrik geht, |
+ | Wer in die Fabrik geht, soll dort nur sehr bestimmte Tätigkeiten tun, Tätigkeiten, die er nicht selbst bestimmt hat. Wer zur Arbeit geht in einer so organisierten Fabrik, der kann nicht tun, was er will. Er muss tun, was von ihm verlangt wird. Er muss seinen Willen dem Zweck des Unternehmens unterordnen. Er nimmt es in Kauf, zu tun, was man ihm sagt, damit er seinen Lebenunterhalt verdient. In der Arbeitszeit verzichtet er auf seinen freien Willen, den er umgekehrt in der Freizeit ausleben kann. Da man auf seinen freien Willen nicht freiwillig verzichten kann, muss es kontrolliert werden, ob die Beschäftigten tun, was man sie angewiesen hat zu tun. Es müssen Sanktionen eintreten, wenn das nicht der Fall ist. |
− | Die Beschäftigten einer so organisierten Fabrik sind in einer gewissen Weise systematisch unterfordert. Sie können und dürfen nur Detailfunktionen in einem Gesamtzusammenhang ausführen. Es ist gut, wenn sie diese Teilfunktion im Zusammenhang des Unternehmens insgesamt verstehen, aber es ist vielleicht nicht unbedingt notwendig, und selbst wenn sie diesen Zusammenhang verstehen, ist er nicht ihre Sache. Sie haben zu tun, was |
+ | Die Beschäftigten einer so organisierten Fabrik sind - in einer gewissen Weise systematisch - unterfordert. Sie können und dürfen nur Detailfunktionen in einem Gesamtzusammenhang ausführen. Es ist gut, wenn sie diese Teilfunktion im Zusammenhang des Unternehmens insgesamt verstehen, aber es ist vielleicht nicht unbedingt notwendig, und selbst wenn sie diesen Zusammenhang verstehen, ist er nicht ihre Sache. Sie haben zu tun, was man ihnen sagt. (Ausnahmen bestätigen die Regel, und es wird den Beschäftigten zugetraut und zugemutet, zu entscheiden, wann eine Ausnahme vorliegt.) Das bedeutet aber auch, dass die wesentlichen Arbeitsanforderungen bewusst formuliert werden. Gelingt das nicht, so kann dies von den Beschäftigten ausgenutzt werden. Das bedeutet schließlich auch: Der Vorgesetzte oder die Vorgesetzte muss im Einzelnen und genau wissen, was der einzelne und die einzelne Beschäftigte zu tun haben. Die Vorgesetzten müssen es im Zweifelsfalle mindestens genauso gut wissen, wie die Beschäftigten selbst. |
[[Die Grenze dieser Betrachtungsweise]] |
[[Die Grenze dieser Betrachtungsweise]] |
Version vom 17. Juli 2008, 18:52 Uhr
Die mechanistische Betrachtungsweise des Unternehmens
Bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird eine Fabrik mit einer Maschine verglichen und oft auch so organisiert. Oft bilden eine oder viele Maschinen das Rückgrat der Kooperation der in der Fabrik zusammenwirkenden Menschen. Entsprechend werden auch die Arbeiten, die in der Fabrik verrichtet werden, betrachtet wie ein Teil einer maschinellen Tätigkeit. Charly Chaplin hat mit dem Film "Moderne Zeiten" diese Sichtweise und Organisationsform von Arbeit auf den Punkt gebracht: Die Menschen werden zu Anhängseln der Maschinen. Durch die Maschinen wird den Menschen vorgegeben, was sie zu tun haben, und wie sie es zu tun haben. Durch die Maschinen ist auch die Form der Kooperation der an der Maschine arbeitenden Menschen vorgegeben. Diese Vorgaben werden ergänzt durch ein System von Vorgesetzten, die Anweisungen formulieren, um den Zweck des Unternehmens bei den einzelnen unmittelbar tätigen Menschen durchzusetzen. Die Ausführung der Anweisungen wird kontrolliert. Das muss sein, denn diese Form der Arbeitsorganisation beruht auf Zwang. Auch das bringt der Film "Moderen Zeiten" sehr schön zum Ausdruck.
Wer in die Fabrik geht, soll dort nur sehr bestimmte Tätigkeiten tun, Tätigkeiten, die er nicht selbst bestimmt hat. Wer zur Arbeit geht in einer so organisierten Fabrik, der kann nicht tun, was er will. Er muss tun, was von ihm verlangt wird. Er muss seinen Willen dem Zweck des Unternehmens unterordnen. Er nimmt es in Kauf, zu tun, was man ihm sagt, damit er seinen Lebenunterhalt verdient. In der Arbeitszeit verzichtet er auf seinen freien Willen, den er umgekehrt in der Freizeit ausleben kann. Da man auf seinen freien Willen nicht freiwillig verzichten kann, muss es kontrolliert werden, ob die Beschäftigten tun, was man sie angewiesen hat zu tun. Es müssen Sanktionen eintreten, wenn das nicht der Fall ist.
Die Beschäftigten einer so organisierten Fabrik sind - in einer gewissen Weise systematisch - unterfordert. Sie können und dürfen nur Detailfunktionen in einem Gesamtzusammenhang ausführen. Es ist gut, wenn sie diese Teilfunktion im Zusammenhang des Unternehmens insgesamt verstehen, aber es ist vielleicht nicht unbedingt notwendig, und selbst wenn sie diesen Zusammenhang verstehen, ist er nicht ihre Sache. Sie haben zu tun, was man ihnen sagt. (Ausnahmen bestätigen die Regel, und es wird den Beschäftigten zugetraut und zugemutet, zu entscheiden, wann eine Ausnahme vorliegt.) Das bedeutet aber auch, dass die wesentlichen Arbeitsanforderungen bewusst formuliert werden. Gelingt das nicht, so kann dies von den Beschäftigten ausgenutzt werden. Das bedeutet schließlich auch: Der Vorgesetzte oder die Vorgesetzte muss im Einzelnen und genau wissen, was der einzelne und die einzelne Beschäftigte zu tun haben. Die Vorgesetzten müssen es im Zweifelsfalle mindestens genauso gut wissen, wie die Beschäftigten selbst.