Arbeiten bis zum Umfallen? Indirekte Steuerung und Arbeitszeit
Arbeiten bis zum Umfallen? Indirekte Steuerung und Arbeitszeit
3-Tages-Seminar Arbeiten bis zum Umfallen? Indirekte Steuerung und Arbeitszeit
Stephan Siemens, Dr. Eva Bockenheimer
Zielgruppe: Das Seminar richtet sich an Betriebsräte von Unternehmen, in denen oft deutlich länger gearbeitet wird als tariflich vereinbart oder gar gesetzlich vorgesehen. Die so genannte Vertrauensarbeitszeit ist – neben anderen - ein Mittel der indirekten Steuerung, um die Arbeitszeit der Beschäftigten der Kontrolle zu entziehen und sie deutlich zu verlängern. Neuerdings gehen Unternehmen auch dazu über, Arbeitszeiten tariflich zu vereinbaren, obwohl tatsächlich nach den Prinzipien der Vertrauensarbeitszeit im Unternehmen gearbeitet wird.
Beide Formen erschweren es den Beschäftigten erheblich, die Kontrolle über ihre tatsächliche Arbeitszeit zu gewinnen. Gelegentlich widersetzen sich die Beschäftigten sogar selbst den Versuchen der Betriebsräte, überlange Arbeitszeiten zu verhindern.
Ziel des Seminars: Das Seminar vermittelt Einsichten in die wesentlichen Ursachen von überlangen Arbeitszeiten durch „indirekte Steuerung“ in der Unternehmensführung. Daraus werden Anforderungen an die Betriebsratsarbeit entwickelt.
Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie können Kolleginnen und Kollegen für die Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitszeit gewonnen werden? (Der Arbeitgeber versucht in vielen Fällen, das Thema Arbeitszeit aus der öffentlichen Diskussion im Betrieb zu verdrängen.) Wie können Betriebsräte mit den Anforderungen, die sich aus der „indirekten Steuerung“ ergeben, umgehen? Im Seminar werden Argumente für eine entsprechende Form der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt und vermittelt.
Dabei geht es nicht darum, zu den früheren Formen der Unternehmensführung zurück zu wollen, sondern darum, die neuen Formen der Unternehmensführung angemessen zu beantworten.
Methoden: Zunächst wird im Seminar erarbeitet, worum es sich bei der Arbeitszeit handelt. Im nächsten Schritt wird die „indirekte Steuerung“ als Form der Unternehmensführung und die Konsequenzen für die Arbeitszeitpolitik der Unternehmen dargestellt und diskutiert. Dabei werden zwei Gefahren sichtbar gemacht und systematisch begründet:
- Der Betriebsrat erscheint als Kontrolleur der Beschäftigten, nicht als Organ der Vertretung ihrer Interessen - Die Beschäftigten entwickeln ein tiefes Misstrauen gegen jede Art, des (sich) Organisierens, weil die Organisation der Arbeit im Unternehmen erkennbar zu ihren Lasten geht.
In einem dritten Schritt werden gesetzliche Grundlagen der Behandlung der Arbeitszeit im Unternehmen dargestellt (Arbeitsschutzgesetz § 5, §12, Arbeitszeitgesetz, Betriebsverfassungsgesetz § 87, (3), (7). Darauf aufbauend werden Formen der Ansprache der Kolleginnen und Kollegen und der Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb entwickelt.
Im Zentrum der indirekten Steuerung steht die Teamarbeit. Daher werden in einem vierten Schritt Teamstrukturen analysiert: Was für eine Rolle spielt die Gruppendynamik in den Teams für die tatsächliche Arbeitszeit der Gruppenmitglieder? Wie können die Mechanismen dieser Gruppendynamik bewusst gemacht und solidarisch bearbeitet werden? Da die indirekte Steuerung nur so lange funktioniert wie sie unbewusst bleibt, besteht in der Bewusstmachung ihrer Mechanismen die große Chance, mit der Kraft des Teams zusätzliche und angemessen Ressourcen einzufordern.