Welche Art von "Autonomie" hilft, Burnout zu vermeiden?
Welche Art von "Autonomie" hilft, Burnout zu vermeiden?
"Unternehmerische Autonomie in der Arbeit" verhindert nicht Burnout, sondern führt umgekehrt eher die Gefahr des Burnout herbei. Wir gesehen, wird das auch von denen implizit eingeräumt, die selbst zugleich das Gegenteil behaupten. Dennoch kann doch "Autonomie" nicht schlecht sein? Oder doch? Dieser Frage wende ich mich später noch zu. Jetzt ist erst einmal zu fragen: Gibt es nicht auch eine Art der "Autonomie", die tatsächlich Burnout zu verhindern in der Lage ist?
Die gibt es tatsächlich, und sie ist auch der Kern der Burnout-Prävention. Sie wurde schon eingeführt als "individuelle Autonomie". Die individuelle Autonomie beruht - wie gesagt auf einem - meist krisenhaften oder schmerzhaften - Prozess der Entwicklung von persönlichen Fähigkeiten, mit Problemen und Belastungen umzugehen. Wenn ich eine neue Fähigkeit lerne, dann ist das zumeist mit Krisen und tief greifenden Veränderungen meiner Persönlichkeit verknüpft, die diese neue Autonomie zur Folge haben.
Im jetzigen Zusammenhang bedeutet das: Individuelle Autonomie erreicht man durch Auseinandersetzung mit der Ursache von Burnout: Die Hauptursache von Burnout ist, dass wir wesentlich besser, wesentlich produktiver und wesentlich effektiver arbeiten als je zuvor, und speziell auch als vor 50 Jahren. Diese gewachsene Produktivität drückt sich auch in der Veränderung der Arbeitsorganisation aus, und erscheint dort als die "unternehmerischen Autonomie in der Arbeit" für sogenannte "abhängig Beschäftigte". Diese Veränderungen sind Ausdruck derselben Prozesse, die auch zu Burnout führen. Wir können das in Deutschland schon ganz gut mit der "unternehmerischen Autonomie in der Arbeit", Wir müssen nun den zweiten Schritt machen: Uns mit der "unternehmerischen Autonomie in der Arbeit auseinanderzusetzen.
Das ist ganz normal in der Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten: Erst lernt man etwas, und dann lernt man damit umzugehen. Erst lernt man die Fähigkeit, Auto zu fahren, und dann lernt man die Fähigkeit, mit dieser neuen Fähigkeit umzugehen. Oder erst lernen die Kinder sprechen, und dann dauert es noch, bis sie auch wissen, was sie wann zu sagen haben. Erst lernt man, was man lernen muss, um die "unternehmerische Funktion in der Arbeit" und die damit verbundene "Autonomie" anwenden zu können,. Und dann lernt man in einem zweiten Schritt, wie man mit dieser unternehmerischen Autonomie in der Arbeit umzugehen hat. Die Ausbreitung von Burnout zeigt an, dass wir jetzt vom ersten zum zweiten Schritt übergehen müssen. Die Auseinandersetzung mit den Fähigkeiten, die wir erlernen mussten, um die "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" wahrzunehmen, das ist der Prozess, der in dieser Frage zur "individuellen Autonomie" führen wird, soweit das in den gesellschaftlichen Verhältnissen möglich, ist in denen wir leben.
Ohne "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" ist diese Form von individueller Autonomie nicht zu haben. Deswegen ist es berechtigt, die "unternehmerische Autonomie in der Arbeit" überhaupt als "Autonomie" zu bezeichnen. Denn ohne diese Verkehrung handelte es sich bloß um eine Unterordnung der Individuen unter einen ihnen fremden Prozess.
Konsequenzen für die Prävention von Burnout
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